NS-Verbrechen und deren juristische (Nicht-)Aufarbeitung in Deutschland

Die gerichtliche Aufarbeitung des „Verbrechens aller Verbrechen“, die Judenvernichtung und die Massengewalt während des Nationalsozialismus, hat in mancher Hinsicht historische Standards gesetzt – auch wenn die Frage, ob irgendein Gericht dieser Welt der Ungeheuerlichkeit dieses Massenverbrechens gerecht werden könnte, wohl negativ beantwortet werden muss.

In der oft schöngefärbten Erzählung des Aufbaus der demokratischen Bundesrepublik Deutschland wird leicht vergessen, dass nach den Nürnberger Prozessen, die die alliierten Siegermächte nach dem Zweiten Weltkrieg abhielten, Westdeutschland so gut wie nichts zur juristischen Aufarbeitung des damaligen Geschehens beigetragen hat. Insbesondere wurden die Eliten der Nazigesellschaft nicht vor Gericht gestellt.

Erst mit dem Ulmer Einsatzgruppen-Prozess 1958 und den Bemühungen des Frankfurter Staatsanwalts Fritz Bauer, die im Auschwitz-Verfahren ab 1963 mündeten, kam eine allmähliche Auseinandersetzung der deutschen Justiz mit der NS-Vergangenheit in Gang, die bis heute fortdauert.

Über die NS-Verbrechen und ihre juristische (Nicht-)Aufarbeitung in Deutschland diskutieren der Fritz Bauer-Biograf und Redakteur der „Süddeutsche Zeitung“ Ronen Steinke, Rechtsanwalt Thomas Walther, der Nebenklagevertreter in verschiedenen NS-Verfahren in Deutschland ist, und Prof. Dr. Gerhard Werle von der Humboldt-Universität Berlin.