Über die Problematik der Darstellung und Repräsentation von Gewalt und menschlichem Leid werden wir mit dem Verweis auf Susan Sontags Essay Das Leiden Anderer betrachten diskutieren. Sontag stellt darin die viel diskutierte Frage, „was man mit den geweckten Gefühlen, dem übermittelten Wissen tun soll“ – und fragt, ob durch die visuelle Darstellung von Gräueltaten nicht auch unterdrückte Bedürfnisse nach spektakulären Bildern befriedigt werden. Oder ob, ganz das Gegenteil, nämlich Langeweile, Zynismus oder Apathie ausgelöst werden.
Nicht nur sie bemerkt zudem kritisch, dass je nach Herkunft und gesellschaftlichem Status der abgebildeten Menschen unterschiedliche ethische Standards bei der Wahrung von Persönlichkeitsrechten angewendet werden. Auch stellt sich die Frage der Zeugenschaft: Wie kann man das Leiden anderer betrachten, wie ist Zeugenschaft möglich? Und inwiefern wird man Teil des Krieges der Bilder, wie W.J.T. Mitchell es beschreibt?
Hierüber spricht Kathrin Röggla, Vizepräsidentin der Akademie der Künste, mit dem Architekten und Wissenschaftler Eyal Weizman und dem Fotografen und Kurator Mark Sealy.
Literatur:
Susan Sontag: Das Leiden anderer betrachten, München 2003
Engl: Regarding The Pain of Others, New York 2003
W.J.T. Mitchell: Das Klonen und der Terror – Der Krieg der Bilder seit 9/11, Berlin 2011
Carolin Emcke: Weil es sagbar ist. Über Zeugenschaft und Gerechtigkeit, Frankfurt a.M. 2013
Ricardo Menéndez Salmón, Medusa, Berlin 2012
Eyal Weizman, The Least of All Possible Evils: Humanitarian Violence from Arendt to Gaza,
London 2012