Gedächtnis und Gerechtigkeit
Ein Gespräch zwischen Kunst, Recht und Zivilgesellschaft zu Menschheitsverbrechen,
Folter und Techniken der Aufarbeitung
Welchen Stellenwert haben Folter und Massenverbrechen in der kollektiven Erinnerung?
Mit welchen Mitteln und Techniken kann eine Bestandsaufnahme aktueller und historischer Menschenrechtsverbrechen geleistet werden?
Was sind die kulturellen und politischen Konsequenzen von Straflosigkeit und öffentlichem Verschweigen schwerwiegender Massenverbrechen?
Und: In welchem Verhältnis stehen strafrechtliche Verfolgung und eine zivilgesellschaftliche Kultur des Erinnerns?
Diese und ähnliche Fragen stehen im Zentrum des Symposiums „Gedächtnis und Gerechtigkeit“, das vom 29.September bis 01.Oktober 2016 in der Akademie der Künste am Hanseatenweg stattfindet. Im interdisziplinären, epochen- und länderübergreifenden Austausch diskutieren KünstlerInnen, JuristInnen und AktivistInnen aus der ganzen Welt über die juristische, politische und gesellschaftliche Aufarbeitung von Massenverbrechen sowie über die Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure.
Die Shoah, der Genozid in Ruanda oder die Geschichte der Gewalt der Militärdiktatur in Argentinien sind nur drei Beispiele von Massengewalt und Massenverbrechen, die künstlerisch, juristisch und gesellschaftlich schon oft – aber noch lange nicht abschließend – aufgearbeitet worden sind.
Die Kolonialverbrechen in Algerien, die Folter im sogenannten „Krieg gegen den Terrorismus“ oder die Gewalt in Syrien blieben hingegen bisher straflos. Eines jedoch ist all diesen Situationen gemein: Bei den Diskussionen über die Reaktion auf diese Verbrechenskomplexe bleiben JuristInnen meist ebenso unter sich wie PolitikwissenschaftlerInnen, AktivistInnen und KünstlerInnen.
Das Symposium „Gedächtnis und Gerechtigkeit“ ist gleichzeitig Raum wie Anlass für interdisziplinäre, epochen- und länderübergreifende Gespräche über juristische und andere staatliche Untersuchungen und Prozesse und über den Anteil von zivilgesellschaftlichen Akteuren daran. Die Teilnehmenden werden historische und aktuelle Themen wie die Entwicklung der internationalen Strafjustiz seit den Nürnberger Prozessen, die Aufarbeitung von Diktaturverbrechen in Lateinamerika sowie Beispiele von weltweiten Kolonialverbrechen und ihre Folgeerscheinungen diskutieren. Dabei werden die komplexen Wechselverhältnisse von Recht, kollektiver Erinnerung und Geschichtsschreibung beleuchtet. Mit diesem Themenspektrum und einer Reihe hochkarätiger Gäste richtet sich die Veranstaltung an ein breites politisch interessiertes Publikum.
Das Programm wird kuratiert von Wolfgang Kaleck, Generalsekretär des ECCHR. Es umfasst Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, Lesungen und eine Ausstellung künstlerischer Arbeiten.
Eine Kooperation der Akademie der Künste und des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), gefördert von der Bundeszentrale für Politische Bildung.